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Geschrieben von: Juan Proll am 31. Mai 2023

Ein Besuch in Namibias Sanddünen in Sossusvlei – ein Überblick

Namibias Sanddünen im Sossusvlei

Big Daddy und Big Mama wachen über das Sandmeer im Sossusvlei. Zusammen mit der Düne 45 und anderen gehören sie zu den Hauptattraktionen des Wüstenlandes. Namibias Sanddünen sind UNESCO-Weltnaturerbe, bieten skurrile Panoramen und beheimaten wilde Tiere. Ein Besuch lohnt sich, wie der heutige Blog zeigt.

Wer das erste Mal nach Namibia kommt und die Hauptattraktionen des Landes sehen möchte, kommt nicht vorbei an einem Besuch im Sossusvlei . Als Guide habe ich das Glück, hier wieder und wieder sein zu dürfen und ich bekomme einfach nicht genug davon. Jedes Mal gibt es Neues zu entdecken, während ich mich gleichzeitig auf Bekanntes freue: das Rot der Dünen im aufgehenden Sonnenlicht; die Oryxe, Springböcke und Strauße, die gemächlich grasend die morgendliche Landschaft durchschreiten; und schließlich der Spaziergang auf und zwischen den Dünen, bis ich dann mitten im Deadvlei stehe und versuche, das Wunder zu begreifen. Von alledem erzähle ich euch heute.

Elim Düne Namib Wüste
Der Blick von der Elim "Sonnenuntergangs Düne" in Sossusvlei.

Namibias Sanddünen im Sossusvlei: Das Tor zum Paradies

Wer dabei sein möchte, wenn sich das Tor ins Paradies öffnet, fährt meist schon im Dunkeln hierher. Der aufgewirbelte Staub der vorausfahrenden Fahrzeuge erschwert die Sicht auf den Hauptverkehrswegen, der C19 und C27. Viele haben es eilig, um vor dem Gate nicht allzu weit hinten in der Schlange zu stehen. Schnell übersieht man daher die Tiere, die um diese Zeit noch die Straße kreuzen oder am Wegesrand stehen. Glücklicherweise ist die wichtige Zufahrtsstraße D826 nun geteert und erlaubt eine frische, dämmerungsklare Sicht.

Fahrt Richtung Sossusvlei
Die Fahrt zu den bekannten Dünen im Sossusvlei.

Das frühe Ankommen und Warten vor dem Eingangstor gibt euch die Gelegenheit, schnell noch einmal auszusteigen, euch die Beine zu vertreten und mit anderen Wartenden zu quatschen. Manche kennen sich aus dem Flieger, andere aus den Lodges. Die Stimmung ist gut, die Vorfreude groß. Und wenn auch kein Kaffee serviert wird, so belebt es trotzdem.

Der Park öffnet offiziell, wenn die Sonne mit ihren ersten Strahlen über dem Berg erscheint. Bei schlechtem Wetter weiß das Personal am Eingang, was hinter den Wolken passiert und öffnet zu gegebener Zeit die Tore. Bevor ihr passieren könnt, dokumentieren sie euer Fahrzeug-Kennzeichen, den Namen der fahrenden Person und die Anzahl der Mitreisenden.

Wenn ihr den Park später wieder verlasst, gleichen sie die Daten mit eurem Quittungsbeleg ab. Das Gute ist aber: Ihr müsst nicht sofort zahlen! Hier heißt es: Erst genießen, dann zur Kasse gehen. Ihr dürft also gleich in das Erlebnis hineinfahren und euch einen herrlichen Tag machen. Naht das Ende und ihr seid wieder auf dem Weg nach draußen, müsst ihr dann schnell noch am Kassenhäuschen vorbei und das Eintrittsgeld abdrücken.

Unsere Lieblingstouren in der Wüste:

Namibia Sanddünen: Hinein in den Sonnenaufgang

Wenn das Tor aufgeht, schießt vielen Fahrer*innen eine Überdosis Adrenalin ins Blut. Sie wollen an Stelle X sein, um den Sonnenaufgang zu sehen, oder an Stelle Y, um ungestört am Aussichtspunkt zu stehen. Oder sie wollen an diesem Morgen als Erste die berühmte Düne 45 besteigen. Schnell verwandelt sich die Fahrbahn in eine Rennstrecke mit Formel 1 ähnlichen Überholmanövern und Pit-Stopps. Nur 60 km/h sind erlaubt, aber viele halten das eher für eine Altersbegrenzung als für ein Geschwindigkeitslimit. Lasst euch davon also nicht aus der Ruhe bringen. Hier ist der Weg das Ziel und der Moment das Besondere.

Wenn die Sonne hinter euch über den Naukluft-Bergen aufgeht, erwacht vor euch eine einzigartige Naturlandschaft. Zunächst ist es diese dürre Weite mit seinen kleinen vertrockneten Oasen, die im sanften Morgenlicht bizarre Gestalt annimmt. Dann sind es die Oryxe, Springböcke und Strauße, die alles aufgewühlte Innenleben harmonisieren, genüsslich an der spärlichen Vegetation knabbern und sich so gelassen durch die Gegend bewegen wie der Dalai Lama. Mit jedem Meter mehr auf dieser Panoramastraße kommen die Dünen näher, bis ihr irgendwann mittendrin zu sein scheint.

Oryx Antilope in den Sanddünen

Wärt ihr an dieser Stelle vor etwa 200 Jahren gewesen, hätte es das Ende eurer Reise sein können: um euch herum nur Wüste. Ohne die Straßen, Strommaste und Häuschen hättet ihr die Orientierung schnell verloren und ein Gefühl von Verlorensein wäre an ihre Stelle getreten. Doch heute ist alles anders: Die Dünen, die damals den sicheren Tod hätten bedeuten können, sind in der Gegenwart so freundlich, bezaubernd und einladend wie eine Winterlandschaft in den Schweizer Alpen, nur wärmer. Hier kann es sehr heiß werden. Schatten gibt es keinen. Wasser müsst ihr mitbringen, einen Kopfschutz tragen und die Sonnencreme am besten schon auf der Haut haben.

Lohnt sich das Sossusvlei in Namibia? Das Abenteuer in den Dünen

Viele Reisende entscheiden sich für eine Übernachtung innerhalb des Sossusvleis, entweder in der staatlichen Sossus Dune Lodge oder auf dem staatlichen Campingplatz, der Sesriem Campsite NWR. Das erlaubt euch am Morgen, schon gut eine Stunde vor offizieller Öffnung der Eingangstore die etwa 60 km bis zum ersten Parkplatz zu fahren. Habt ihr Allradantrieb, könnt ihr auch gleich die nächsten 5 km durch den herausfordernden Tiefsand bis zum zweiten Parkplatz weiter. So entkommt ihr nicht nur dem morgendlichen Grand-Prix-Rennen der Neuankömmlinge, sondern möglicherweise auch der extremen Tageshitze.

Das ist ein großer Vorteil für alle, die den Sonnenaufgang von einer der schönsten Dünen des Sossusvleis bewundern oder die höchsten Gipfel des Sandmeeres erobern wollen. Die Dünen hier gehören zu den höchsten der Welt. Schon von der Straße aus wirkt es wie eine riesige Gebirgslandschaft. Doch erst ein Blick von oben eröffnet das ganze Wunder: rotsandige Dünen in Stern-, Längs-, Halbmond- oder Sichelformation. Dazwischen das leere Flussbett des Tsauchab, ausgetrocknete Salz-Tonpfannen wie die Deadvlei- oder Sossusvlei-Pfanne, tote und lebende Kameldornbäume, Nara-Pflanzen und Salzbüsche.

Kameldornbäume im Deadvlei
Die bekannte Deadvlei Tonpfanne mit den ausgetrockneten Kameldornbäumen.

Welche Dünen gibt es im Sossusvlei (Namib Wüste)?

Als UNESCO-Weltnaturerbe sind die Dünen geschützt und dürfen daher bis auf wenige Ausnahmen nicht betreten werden. Einige der Dünen haben es aber zu einer gewissen Berühmtheit geschafft, weshalb ich sie euch hier kurz vorstellen möchte:

Elim Düne - die Sonnenuntergangsdüne

Nur ca. 5 km nördlich der Sesriem Campsite liegt die Elim-Düne. Der mit einem 2x4-Fahrzeug erreichbare rote Sandhaufen ist bekannt als Sonnenuntergangsdüne. Die eher kleine Düne eignet sich auch hervorragend als Ziel für einen angenehmen frühen Morgen- oder Abendspaziergang. Auf jeden Fall ist sie ein ausgezeichneter Ort, um die Schönheit der Umgebung zu genießen und eine romantischen Abendstimmung zu erleben.

Blick von der Elim Düne im Sossusvlei
Der Blick von der Elim Düne in Richtung der NWR Sesriem Campsite.

Düne 7

Düne 7 wird gerne verwechselt mit der Vergnügungsdüne 7 außerhalb von Walvis Bay. Letztere ist als Event-Düne sehr beliebt, zum Beispiel für spaßiges Sandboarding. Sie ist ohne Frage beeindruckend aber bei weitem nicht so hoch wie die Düne 7 im Sossusvlei. Für Nicht-Eingeweihte ist sie nicht auffindbar. Es gibt kein Hinweisschild, das auf die höchste Düne des Sandmeeres hinweist. Betreten unerwünscht. Von der Straße aus könnt ihr nach der höchsten Düne Ausschau halten. Je nachdem welcher Quelle ihr traut ist sie 383 m oder 388 m hoch. Aber seht ihr vor euch tatsächlich die höchste oder täuscht es nur? Düne 7 soll die siebte Düne am Ufer des Trockenflusses Tsauchab sein. Klingt einfach aber seht selbst.

Düne 45

Die Düne 45 gilt als die meistfotografierte Düne der Welt. Sie ist wahrscheinlich auch die meistbewanderte. Der Aufstieg am Dünenkamm entlang ist spektakulär. Steil geht es nach oben – für viele statt mit Schuhen nur in Strümpfen oder sogar barfuß. Auf dem Weg zum etwa 80 bis 110 m hohen Gipfel wirkt der Blick in die Tiefe der sonnenerstrahlten Landschaft majestätisch. Sattes Rot dominiert das Auge, während sich Millionen Jahre alter Sand unter den Füßen verformt. Ihr fühlt euch frei und bedauert nun keine Sekunde mehr, extra so früh aufgestanden zu sein. Eine Stunde vergeht hier wie im Flug.

Düne 45 in Sossusvlei
Du kannst an der Düne 45 dein Auto abstellen und hochwandern. Viele machen hier einen Stopp, um das wunderschöne Morgenlicht zu genießen.

Warum die Düne nun Düne 45 heißt, weiß so recht keiner. Die einen sagen, dass alle Dünen durchnummeriert wurden und diese eben die Nummer 45 bekam. Andere sagen, dass sie so heißt, weil sie 45 Kilometer vom Eingangstor entfernt sei. Vielleicht stimmt beides. So steil, wie sich der Weg in die Höhe anfühlt, könnte aber auch der Steigungsgrad gemeint sein.

Big Mama

Zusammen mit Big Daddy scheint Big Mama liebevoll über ihre Kinder im Sandmeer zu wachen. Die Big Mama Düne liegt nördlich von der Big Daddy Düne und schmiegt sich an den östlichen Rand der Sossusvlei-Pfanne. Wirklich verlässliche Höhenangaben sind wie bei allen anderen genannten Dünen auch nur schwer zu finden. Etwa 200 Höhenmeter müsst ihr bis zum Gipfel überwinden. Sie ist damit nicht ganz so hoch wie Big Daddy, dafür aber wesentlich menschenleerer. Tolle Aussichten in den Sonnenaufgang bietet sie auch. Und abgesehen von der Höhe ist ebenso der Aufstieg leichter als auf dem Big Daddy gegenüber.

Big Daddy

Die größte Herausforderung der Umgebung stellt Big Daddy dar. Von der Höhe her findet ihr alle möglichen Angaben zwischen 325 und 400 m. Tendenziell solltet ihr eher von 325 m ausgehen, dann aber euer geeichtes Höhenmeter-Messgerät einschalten und mir anschließend schreiben, was bei euch auf der Uhr steht. Eigentlich ist es auch egal. Denn der Weg ist so oder so für viele sehr anstrengend. Vor allem wer zu spät startet und zu viel in der Hitze marschiert, gibt schneller auf. Je nachdem wie langsam oder schnell ihr es angeht, sind vom zweiten Parkplatz nach oben etwa 1-2 Stunden zu kalkulieren – inklusive Pausen und genussvollen Aussichtsmomenten.

Aussicht von Big Daddy Düne ins Deadvlei
Die Aussicht von der Big Daddy Düne hinunter ins Deadvlei.

Big Daddy ist eine Sterndüne und erlaubt verschiedene Aufstiegswege. Die Düne kann daher auch vom ersten Parkplatz in Angriff genommen werden. Der Weg vom zweiten Parkplatz ist aber mein persönlicher Favorit. Er führt schon bald am Rand vom Deadvlei entlang – ein toller Anblick. Nicht wenige wagen den langen Weg zum Dünengipfel nur deshalb, um sich anschließend über die steil abfallende Seite von Big Daddy in die Tiefe bis hinunter in das Deadvlei zu stürzen. Aber Deadvlei heißt nicht wegen der todesmutigen „Abstürze“ Deadvlei. Ihr werdet sehen: Es ist so viel sicherer als es von oben aussieht. Und es ist der „totale Kick“ – Spaß hoch zehn.

Die Big Daddy Düne hinunterlaufen Richtung Deadvlei
Wenn du die Big Daddy Düne hinunter rennst und springst, kommst du irgendwann im Deadvlei an.

Deadvlei hat seinen Namen, weil in dieser riesigen, ausgetrocknete Wasserpfanne tote Kameldornbaumskelette aus dem Boden ragen. Sie werden auf ein Alter von über 1000 Jahren geschätzt. Die Szenerie wirkt dalí-esk und berauscht die Augensinne. Sobald der Flash verzogen ist, könnt ihr euch von hier auf den Weg zurück zum Parkplatz machen. Er ist nur noch 1,1 km lang und wesentlich entspannter als der Aufstieg hinauf zu Big Daddy.

Also hinein in das Dünenabenteuer. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Namibia-Reise bereit – egal ob auf einer geführten Tour oder einer Selbstfahrertour. Als Unternehmen vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns!

Autor: Juan Proll

Das Reisen war schon immer die große Leidenschaft von Juan Proll: drei Jahre in Lateinamerika, zwei Jahre in Südostasien und Ozeanien sowie Kurzreisen von bis zu neun Monaten in Europa, Mittelamerika und Nordafrika. 2010 entschloss er sich, seinen Job in Deutschland als Erwachsenenbildungslehrer und Referatsleiter für Migrationsfragen aufzugeben und Ranger in Südafrika zu werden. Juan reist seit 2011 quer durch Afrika, bereiste das südliche und östliche Afrika und bestieg auch den Kilimandscharo in Tansania. Zuvor absolvierte er seine Ausbildung zum Naturführer in Südafrika und arbeitete in einem Big-Five-Wildreservat. Mit Weiterbildungen und intensivem Selbststudium zum Kulturführer hat Juan sein Betätigungsfeld seither über die Natur hinaus auf Länder, Kulturen und Menschen ausgedehnt. Mitte 2013 kam er zu Africa-Experience und führt seitdem Reisende als Safari-Guide durch Afrika. Juan ist Mitglied der Field Guides Association of Southern Africa.