Lüderitz

Mit seiner einzigartigen Kulisse, interessanten Geschichte und freundlichen Bewohnern ist Lüderitz ein etwas anderer Küstenort. Nicht nur die Architektur der Stadt erzählt eine Geschichte. Auch die nahegelegenen Geisterstädte Kolmanskop und Elizabeth Bay und die Wildpferde von Garub tragen zu dem Mysterium Lüderitz bei.

Sehenswürdigkeiten in Lüderitz: Bereits 1488 errichtete Bartolomeu Diaz auf seiner berühmten Suche nach einem Seeweg von Europa nach Indien ein Steinkreuz auf der felsigen Küste. Heute markiert eine Nachbildung des Kreuzes den Ort, an dem er es ursprünglich aufstellte. Doch die Portugiesen interessierten sich damals nicht für dieses unwirtliche Land. 1883 kam der deutsche Kaufmann Adolf Lüderitz in der später nach ihm benannten Bucht an. Lüderitz kaufte dem Khoekhoe Häuptling Joseph Fredericks die umliegenden Gebiete ab. Viele sagen, dass dieser Handel der Beginn der deutschen Kolonialherrschaft in „Südwestafrika“ war.

Anfangs entwickelte sich die Region nur sehr langsam. Doch kam die Stadt Lüderitz zu plötzlichem Reichtum und erlebte einen rasanten Bevölkerungsanstieg, als 1908 zufällig Diamanten in der Region entdeckt wurden. Völlig unerwartet befand sich die Gegend von einem Tag auf den nächsten in einem wahren Diamantenrausch. Viele Menschen wurden sehr schnell sehr reich und suchten nach Möglichkeiten, ihren neu erlangten Reichtum zur Schau zu stellen. In der Folge entstanden prunkvolle, neue Gebäude, viele davon im damals modernen deutschen Jugendstil. Das wahrscheinlich eindrucksvollste dieser Gebäude ist das Goerke-Haus, welches für Hans Goerke, den damaligen Leiter der örtlichen Diamantengesellschaft, erbaut wurde. Dieses prunkvolle Haus ist heute noch in sehr gutem Zustand und kann auf Führungen besichtigt werden. Ein weiteres berühmtes Gebäude der Stadt ist die lutherische Kirche, die auch als Felsenkirche (Rock Church) bekannt ist. Die Kirche befindet sich auf dem Diamond Hill mit Panoramablick über die Stadt. Gebaut hauptsächlich im neugotischen Stil, ist die Kirche nicht nur imposant, sondern auch bildschön. Und doch, wie so oft in Lüderitz, wirkt die Kirche etwas fehl am Platz. Eine Stadtführung durch Lüderitz ist sehr zu empfehlen. So kannst du die Architektur nicht nur oberflächlich bewundern, sondern auch die Geschichte hinter einigen der vielen bemerkenswerten Bauwerken der Stadt kennenlernen.

Als Folge des zuvor erwähnten Diamantenbooms schossen auch neue Siedlungen wie Elizabeth Bay und Kolmanskop (Kolmanskuppe) aus dem Boden. Kolmanskop wuchs besonders schnell und nahm dabei die Gestalt einer deutschen Kleinstadt an. Der einzige Unterschied war, dass diese Stadt nicht in den Bayerischen Alpen, sondern mitten in der Namibischen Wüste lag. Schon bald wurden hier mit dem neu gewonnenen Reichtum pompöse Villen erbaut. Kolmanskop hatte eine eigene Schule, Kegelbahn, Turnhalle, Metzgerei, Eisfabrik und ein Krankenhaus mit dem ersten Röntgengerät in der südlichen Hemisphäre.

Doch der Diamantenrausch hielt nicht lange an und die Diamantenindustrie zog schon bald weiter Richtung Süden. Zurück blieben die wunderschön anzuschauenden Gebäude von Lüderitz als Relikte einer einst florierenden Zeit für die europäische Kolonialmacht. Schon bald verwandelten sich Kolmanskop und Elizabeth Bay in Geisterstädte. Seitdem erobert der Sand der Namib Wüste die Siedlungen nach und nach zurück und hat damit vor allem Kolmanskop in eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Gegend um Lüderitz verwandelt.

Doch Lüderitz hat noch mehr Skurriles zu bieten. Die Wildpferde der Namib sind eine weitere bizarre Sehenswürdigkeit in Lüderitz, ihre genaue Herkunft ist bis heute ein Rätsel. Viele vermuten, dass die Tiere die Nachfahren domestizierter Pferde sind, die hier während des Ersten Weltkriegs freigelassen wurden. Mit viel Glück kannst du diese nun wilden Pferde etwa eine Autostunde von Lüderitz entfernt in der Nähe des Ortes Garub bei Aus entdecken.

Ein weniger bekanntes und wesentlich düstereres Kapitel der Geschichte von Lüderitz findest du auf Shark Island, einer zerklüfteten Halbinsel, die direkt außerhalb der Stadt aus dem Atlantik hervorragt. Heutzutage ein Campingplatz, war die Insel einst ein Konzentrationslager, in dem Tausende Hereros und Nama inhaftiert wurden. Nach einem blutigen Kolonialkrieg verstarben viele der Inhaftierten auf der Insel unter schrecklichen Bedingungen.

Heutzutage sind die Bewohner von Lüderitz bemüht, den Optimismus, der einst in der Stadt vorherrschte, wieder aufleben zu lassen. Wenn du hier übernachtest, kannst du aus vielen verschiedenen wunderbaren Unterkünften wählen. Von kleinen inhabergeführten Gästehäusern bis hin zu größeren Hotels. Viele der Unterkünfte haben Meeresblick, so kannst du die Aussicht über den Lüderitzer Hafen und den schier endlosen Atlantik genießen.

Du kannst Lüderitz auf verschiedenen Reisen erkunden, zum Beispiel auf dieser Selbstfahrertour, dieser geführten Tour, oder jeder maßgeschneiderten Tour.

Lüderitz wird von Namibia Reisenden oft außenvor gelassen und das ist wirklich schade. Die Stadt liegt etwas abseits und wirkt auf den ersten Blick wie eine verschlafene kleine Küstenstadt. Doch Lüderitz ist mehr als das, nämlich eine verschlafene Küstenstadt voller Geschichten, in der es für Reisende viel zu sehen und entdecken gibt.